Warum wird die Schere zwischen arm und reich immer größer?
 

Wer hat, dem wird gegeben

Wer arm ist, bleibt meist arm. Und wer schon genug hat, bekommt noch mehr. So sieht die aktuelle Entwicklung aus. Gut ist das aber für niemanden.

Das klingt unfair: Das Vermögen der Österreicherinnen und Österreicher ist noch ungleicher verteilt als bisher angenommen. Darauf deutet eine Studie der Österreichischen Nationalbank (OeNB) von 2022 hin. Das reichste Prozent der Bevölkerung besitzt demnach 30 bis 50 Prozent des gesamten Vermögens.

Ein altes Sprichwort sagt: Wo Tauben sind, fliegen Tauben zu. Das gilt auch fürs Geld. Die Reichen werden immer reicher, die Armen immer ärmer. Das stellt auch die OECD, die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, in einem Bericht fest.

Die zehn reichsten Österreicherinnen und Österreicher 2022 vergrößerten in den letzten beiden Jahren ihr Vermögen noch schneller als die „normalen Reichen“. Während Hunderttausende durch die Corona-Lockdowns ihre Jobs verloren haben, sind die heimischen Milliardär:innen heute im Schnitt um 40% reicher als vor der Corona-Krise.

Zwei Drittel haben kaum Reserven

Im Gegensatz dazu haben 70 Prozent der ärmeren Menschen in Österreich nichts auf der hohen Kante, viele von ihnen haben Schulden.

Schaut man sich an, wie’s weltweit zugeht, wird die Kluft noch deutlicher: Von 2016 bis 2021 ist das Vermögen der 62 reichsten Personen auf 1.76 Billionen Dollar angewachsen. Das entspricht einer Steigerung um 44 Prozent im gleichen Zeitraum, in welchem das Vermögen der ärmeren Weltbevölkerung um eine Billion Dollar kleiner wurde. Obwohl die Erdbevölkerung um 400 Millionen anwuchs, reduzierten sich die Vermögenswerte der Ärmeren um 41 Prozent.

Aber warum ist das so?

Die meisten Menschen verdienen ihr Geld durch Arbeit, bekommen also Löhne oder Gehälter. Diese sind aber in den letzten Jahren nicht besonders stark gestiegen. Die Superreichen konnten in der Corona-Pandemie ihren Anteil am globalen Vermögen vergrößern. Gleichzeitig rutschten hunderte Millionen Menschen weltweit in extreme Armut.

Reiche tun sich da leichter: Sie profitieren davon, dass die Politik „die Wirtschaft ankurbeln will“ und daher Investitionsanreize gibt. Ihr Vermögen legen sie geschickt an: Sie investieren in Luxusimmobilien, die die Reichen kaufen, die immer reicher werden, und in Aktien, wenn die Kurse steigen.

Zwischen 2007 und 2011 ist der Gini-Koeffizient in Österreich von 0,269 auf 0,282 im Jahr gestiegen. Das heißt: Nach der Wirtschaftskrise 2008 waren Einkommen und Vermögen ungleicher verteilt als zuvor.


Wie misst man die Unterschiede?
Es gibt viele Verfahren, um die Einkommens- und Vermögensunterschiede zu messen. Eine verbreitete Methode ist der so genannte Gini-Koeffizient. Liegt er bei 0, haben alle ungefähr gleich viel. Liegt er bei 1, sind die Einkommen vollkommen ungleich verteilt. Dies ist aber nur ein theoretischer Fall der bedeutet, dass eine einzige Person sämtliche Einkommen eines Landes erhält und alle anderen leer ausgehen.

In der Realität gibt es das nicht wirklich. In den Ländern mit der größten Ungleichheit liegt der Gini-Koeffizient im Bereich von 0,7 und darunter. Das sind meist Entwicklungsländer mit einer ganz kleinen reichen Obersicht. In Europa sind Gini-Koeffizienten zwischen 0,2 und 0,4 normal.

Zwischen 2007 und 2020 ist der Gini-Koeffizient in Österreich von 0,269 auf 0,282 gestiegen. Das heißt: Die ökonomische Ungleichheit nimmt zu und wird durch COVID-19 zusätzlich verschärft. 

Na, und? Solange es mir gut geht ...